30. August 2012

Expedition N(achhaltigkeit)

Nachdem wir an dieser Stelle schon die mobile Nachhaltigkeitsausstellung "Zukunftsprojekt Erde" auf der MS Wissenschaft vorgestellt haben, geht es heute um das baden-württembergische Expeditionsmobil, das seit September 2010 in Sachen Nachhaltigkeit durch das "Ländle" tourt. Die Beschreibung auf der Website von Expedition N liest sich so:
"Abenteuer Nachhaltigkeit: Die europaweit einmalige Informations- und Bildungsinitiative Expedition N lädt Besucherinnen und Besucher auf eine spannende Entdeckungsreise in eines der wichtigsten Themen unserer Zeit ein – die Nachhaltigkeit. Ziel der Initiative ist es, den Menschen Baden-Württembergs im Dialog Kompetenz für nachhaltiges Handeln im Alltag zu vermitteln. Im Mittelpunkt der Initiative steht das Expeditionsmobil. Es ist Multimedia-Ausstellung, Dialogforum und Veranstaltungszentrum in einem."
Die nächsten Stationen der Initiative sind:
04.09.2012 - 05.09.2012: Freiburg
06.09.2012 - 07.09.2012: Konstanz
12.09.2012 - 14.09.2012: Winnenden
16.09.2012 - 17.09.2012: Mannheim 
18.09.2012 - 20.09.2012: Baden-Baden 
22.09.2012 - 23.09.2012: Nürtingen
24.09.2012 - 27.09.2012: Öhringen
01.10.2012 - 02.10.2012: Bötzingen 
04.10.2012 - 05.10.2012: Kehl 


Auch wer das Expeditionsmobil nicht in natura aufsuchen kann oder möchte, kann von der Initiative profitieren. Die Website hat Links zu Nachhaltigkeits-Tipps für den Alltag zusammengestellt:
Energiesparend mobil sein
Photovoltaik- / Solarthermieanlage
Toilettenspülung mit Regenwasser
Energiesparende Haushaltsgeräte
Wärmepumpe / Geothermie
Nachhaltige Produkte - fairer Handel
Niedrigenergie-, Passivhaus
Energiesparende Beleuchtung
Ökonomisches Heizen
Energieeffiziente (Altbau-)Sanierung
Energieoptimiertes Bauen
Dämmung
Holzpelletheizung
Ökostrom / Strom sparen
Bioenergie
Energiespar-Ratgeber / Handwerker finden

24. August 2012

Nachhaltigkeit als subversives Konzept

Ulrich Grober zählt seit vielen Jahren zu den führenden Vordenkern, was Implikationen und Umsetzung des Konzepts Nachhaltigkeit betrifft. Zu den wichtigsten deutschsprachigen Büchern zum Thema Nachhaltigkeit gehört seine 2010 erschienene Monographie "Die Entdeckung der Nachhaltigkeit. Kulturgeschichte eines Begriffs". Das folgende Video bringt einige Kerngedanken zur Sprache:

   

20. August 2012

Nachhaltigkeit anschaulich gemacht

Das Grenchner Tagblatt berichtet unter dem Titel "Nachhaltigkeit spielerisch erleben" über die Aktion "2000 Watt - Ich auch!" in Solothurn, die Nachhaltigkeit anschaulich macht, z.B. anhand von Schokoriegeln:
"Am Stand des Ökozentrum Langenbruck hat Felix Glatz-Böni ein Spiel parat: Auf Afrika, Asien, Nordamerika, Südamerika und Europa soll man 46 Schokoriegel so verteilen, wie dies dem täglichen Pro-Kopf-Verbrauch entspricht. Dass auf die Karten von Nordamerika und Europa am meisten Riegel kommen, ist jedem klar, das korrekte Resultat ist aber trotzdem beeindruckend: So konsumieren Nordamerika und Europa 27 und 12 der Riegel, während sich Asien mit 3 und Afrika und Südamerika je mit 2 begnügen."
Ein weiteres Beispiel geht vom ökologischen Fussabdruck aus:
"Ein ähnliches Beispiel ist am Infostand von WWF sichtbar, wo der ökologische Fussabdruck verschiedener Länder gezeigt wird: «Wie viele Erden brauchen wir?», steht geschrieben. Darunter liegen drei Kugeln, eine davon symbolisiert die Erde und wiegt ein Kilogramm. Die anderen zwei stehen für die USA und Bangladesh, wobei diejenige der USA 5,2 Kilo wiegt und diejenige von Bangladesh 0,3 Kilo. Demnach würde der Energieverbrauch der USA 5,2 Erden brauchen, um die vorhandenen Ressourcen nicht zu überbeanspruchen, und Bangladesh würden 0,3 Erden genügen."
Der Artikel zählt Tipps auf, wie man im Alltag nachhaltig handelt. Es geht auch um den Fleischkonsum: "... auf Fleisch sollte möglichst verzichtet werden, denn der CO2-Ausstoss, um ein Kilogramm Rindfleisch zu produzieren, entspricht immerhin einer Autofahrt von 1600 Kilometern." Weitere Informationen zum Thema "Wie handle ich nachhaltig?" finden Sie auch in dem bereits mehrfach erwähnten Online-Lehrbuch zum Thema Nachhaltigkeit, aus dem auch das folgende Schaubild stammt:


19. August 2012

"Nachhaltige Entwicklung" als Widerspruch in sich

Ursprünglich war Nachhaltigkeit das neue Leitbild, das Ziel, die regulative Idee. Unmerklich hat sich die Terminologie (und nicht nur sie) verschoben, worauf ich in diesem Blog schon mehrfach hingewiesen habe. Wenn nicht gleich von green economy die Rede ist, dann spricht man nun von "nachhaltiger Entwicklung".

"Nachhaltigkeit ja - nachhaltige Entwicklung nein", so lautet die Kritik an der mittlerweile allgegenwärtigen Kombination der beiden Konzepte Nachhaltigkeit und Entwicklung. Grund für die Ablehnung der Kombination sind Vorbehalte gegenüber dem Konzept "Entwicklung". Es mit Nachhaltigkeit kombinieren zu wollen, bedeute einen Widerspruch in sich. Während Nachhaltigkeit zur neuen ökologischen Weltsicht gehöre, entstamme der Entwicklungsbegriff der überholten mechanistischen Weltsicht (eine Gegenüberstellung der beiden Weltsichten findet sich hier).
"Darüber hinaus", so Wolfgang Sachs, Wissenschaftler am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie (www.wupperinst.org), "wurde mit der Verknüpfung von 'nachhaltig' und 'Entwicklung' ein Terrain sprachlicher Ambivalenz geschaffen. Das neue Konzept verschob auf subtile Weise den geometrischen Ort der Nachhaltigkeit von der Natur auf Entwicklung; während sich zuvor 'nachhaltig' auf erneuerbare Ressourcen bezogen hatte, bezieht es sich jetzt auf Entwicklung. Mit dieser Verschiebung änderte sich die Wahrnehmung; die Bedeutung von Nachhaltigkeit verlagerte sich von Naturschutz auf Entwicklungsschutz.

Angesichts der Tatsache, dass Entwicklung konzeptionell zu einer leeren Hülse geworden war, war das, was nachhaltig bleiben sollte, unklar und strittig. Daher sind in den folgenden Jahren alle Arten von politischen Akteuren, selbst glühende Verfechter des Wirtschaftswachstums in der Lage gewesen, ihre Absichten in den Begriff 'nachhaltige Entwicklung' zu kleiden. Der Begriff wurde somit bald selbst-referentiell, wie eine von der Weltbank angebotene Definition treffend bestätigt: 'Was ist nachhaltig? Nachhaltige Entwicklung ist Entwicklung, die anhält.'"

[aus: Wolfgang Sachs, Nach uns die Zukunft. Der globale Konflikt um Gerechtigkeit und Ökologie, Frankfurt/Main 2002, S. 65] 
Will man trotz dieser Kritik auf die etablierte Kombination "nachhaltige Entwicklung" nicht verzichten, kann man nicht umhin, den Entwicklungsbegriff näher zu bestimmen und vom überholten Entwicklungsbegriff der Modernisierungstheorie abzugrenzen. Anregungen hierzu gibt das folgende Schaubild:

4. August 2012

Was kostet ein Burger wirklich?

Es ist kein Geheimnis mehr, dass unser übermäßiger Fleischkonsum nicht nur uns schadet, sondern auch zu den größten Gefahren für das Klima zählt. Der Film "The Hidden Cost of Hamburgers" vom Center for Investigative Reporting (CIR) zeigt einige Probleme auf, die sich mit der industriellen Fleischproduktion verbinden, und berechnet die wahren Kosten eines Burgers.

3. August 2012

Nachhaltigkeit als kulturelle Herausforderung

Im letzten Beitrag habe ich Ulrich Grober zitiert, der betont, dass Nachhaltigkeit als "zivilisatorischer Entwurf" verstanden werden müsse. Die zunehmende Engführung (Nachhaltigkeit > nachhaltige Entwicklung > green economy) wurde an dieser Stelle schon mehrfach aufgegriffen und kritisiert. Nun hat die bereits einige Male erwähnte Bundeszentrale für politische Bildung ein Dossier veröffentlicht, das den Zusammenhängen von "Bildung für nachhaltige Entwicklung" und "kultureller Bildung" nachzugehen versucht. Nachhaltigkeit als kulturelle Herausforderung also! Die Lektüre der Beiträge des Dossiers lohnt sich. Die BpB schreibt:
"Wie können wir heute so leben, dass auch zukünftige Generationen noch in einer lebenswerten Umgebung aufwachsen? Und wie können wir so leben, dass es nicht auf Kosten von Menschen an anderen Orten der Erde geht? Dies sind die grundsätzlichen Fragen, die in Bildung für nachhaltige Entwicklung gestellt werden. Sie klingen einfach, doch die Lösungsansätze sind komplex, und sie zwingen uns, unsere Konsum- und Lebensgewohnheiten grundsätzlich zu überdenken.
(...) Es gehört zu nachhaltiger Entwicklung, die Balance zwischen Geben und Nehmen zu halten; das Gleichgewicht zwischen Ökologie, Ökonomie, Sozialem und Kultur zu erreichen; unsere Zukunft unter Beteiligung aller Menschen dieser Welt aktiv und nachhaltig mitzugestalten – egal ob arm oder reich, ob alt oder jung, ob weiß oder schwarz, nachhaltige Innovationen zu entwickeln; die Menschenrechte zu wahren; den Schutz von biologischer und kultureller Vielfalt zu gewährleisten und eine gemeinsame Zukunftsvision zu schaffen.
Wie können kulturelle und politische Bildung dazu beitragen, Menschen zu nachhaltigem Denken und Handeln anzuregen? Viele Akteurinnen und Akteure arbeiten bereits sehr engagiert daran: In vielfältigen kulturellen und politischen Bildungs-Projekten, an Hochschulen z.B. in der Lehrerausbildung oder in der Lehrplanentwicklung, in Stiftungen, Schulen, Vereinen und Netzwerken. Die Vielfalt der Ansätze spiegelt sich in den Artikeln, Praxis- und Methodenbeispielen dieses Themenschwerpunkts und auch in den umfangreichen Link-, Literatur- und Projektelisten wider und regt zum Mitmachen an."